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3. Arbeit/Leben


Abseits des Geschäftemachens scheint die Bevölkerung Kubas vor allem eine Beschäftigung zu kennen: Eine ruhige Kugel schieben. Dies manifestiert sich zum Beispiel im Arbeitsleben. Da der Lohn nur die Bedürfnisse eines halben Monats abdeckt, wird auch nur halb gearbeitet. Was - dem Herumgejammere zum Trotz - scheinbar durch die unter Punkt 1 aufgelisteten Tätigkeiten gut kompensiert wird, trafen wir doch jemand, der uns erst ein T-Shirt abschnorren wollte, später jedoch sein iPod aus der Hosentasche zauberte.


Trotz allem, im staatlichen Bereich sah ich selten so unmotivierte Verkäufer und eine Vielzahl an Personen wird scheinbar für's Herumsitzen bezahlt. Beispielsweise in den Museen mit der Aufgabe, jeden Besucher den Rundgang linksherum ans Herz zu legen. In Deutschland hätte es wohl ein Schild getan.


Innenhof des Museums von Camagüey - 
darüber hinaus gibt es darin außer vieler Angestellter nicht viel zu erblicken.


Eine kleine Anekdote von der Hotelrezeption in Baracoa: Wir reisen an und sind überzeugt, ein Ausflug wäre unserem Aufenthalt inklusive. Im Hotel weiß man von nichts, so bitten wir die Dame hinter dem Tresen, unsere Reisebetreuerin anzurufen. Sie greift zum Hörer, wählt, lässt drei Mal klingeln und legt mit der Bemerkung "Keiner da" auf. Sie wolle es später noch ein Mal versuchen. 

Frohen Mutes kommen wir am nächsten Tag zurück und finden eine andere Angestellte vor, welche sofort weiß: "Sie wollten doch selbst anrufen." Wir dementieren und sie verspricht, es selbst zu erledigen. 

Also schauen wir am eine Weile später wieder vorbei, um die dritte Angestellte anzutreffen. Diese weiß nichts und kann auch den Zettel mit der Telefonnummer nirgends auftreiben. Wir einigen uns also, diese schnell aus unserem Zimmer zu holen und schwuppdiwupp stehen wir wieder hinter der nun verlassen Rezeption. Im Hinterzimmer klappert Besteck, vorne läutet, von der guten Frau unbeachtet, das Telefon. Geduldig haben wir also ihre Pause abzuwarten, bevor dann doch unser Anliegen geklärt wird.


Empfangshalle des Hotels in Baracoa


Ähnlich wie das Arbeiten sieht auch die Freizeit aus. Herumsitzen ist angesagt. Das Fernsehprogramm ist langweilig, Internet nur nach längerem Schlangestehen an sogenannten Telepuntos verfügbar und Lesen scheinbar unmodern. Nie sah ich so viele Leute einfach nur tätigkeitslos die Zeit zerfließen lassen. Obschon mich das fast ein bisschen neidisch macht ...


In Kuba hat es überlebt: das gute alte Testbild


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